Ergebnisse der Bewohnerbefragung Kappel/Helbersdorf

Gute Nachbarschaft ist Bewohnern wichtig

Eine Gruppe von 13 Studierenden der Hochschule Mittweida beschäftigte sich seit dem Wintersemester 2020/21 in einem Praxisforschungsprojekt mit der Sozialraumanalyse der Stadtteile Kappel und Helbersdorf. Dabei werden die Einstellungen und Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner eines bestimmten Gebietes wissenschaftlich erfasst.

Was auf Initiative des Stadtteilmanagements mit einer Erkundung der Stadtteile vor rund eineinhalb Jahren startete, endete im Frühjahr mit dem Anschluss des Forschungsberichts durch die Studierenden. Für diesen gingen drei Gruppen von Studierenden jeweils unterschiedlichen Forschungsfragen nach. Eine Gruppe widmete sich der Fragebogenerstellung und führte eine schriftliche Bewohnerbefragung in Kappel durch. Diese werteten die Studierenden mit Hilfe eines Statistikprogrammes aus. Der Vorteil bei dieser Befragung bestand darin, dass die Daten direkt mit den Ergebnissen der letzten Befragung von 2014 verglichen werden konnten. Da aufgrund der Corona-Pandemie keine persönlichen, sondern nur schriftliche Befragungen möglich waren, war davon auszugehen, dass bestimmte Gruppen von Menschen nur schwer erreichbar wären. Bereits bei der vorhergehenden Untersuchung zeigte sich, dass zu einem großen Teil ältere Menschen an der Befragung teilnahmen. Um jüngere Menschen besser zu repräsentieren, beschäftigte sich eine weitere Gruppe mit den Vorstellungen und Wünschen Jugendlicher in ihrem Wohnquartier. „Wie empfinden Familien mit Kindern das Leben in den Stadtgebieten Kappel und Helbersdorf?“ war schließlich die Forschungsfrage der dritten Gruppe.

Der Stadtteil Kappel wurde bei der Bewohnerbefragung von der Mehrheit als positiv und lebenswert wahrgenommen. 72 Prozent der Befragten würden einer befreundeten Person sogar raten, in den Stadtteil zu ziehen. Im Vergleich zu 2014 blieb dieses Grundgefühl stabil. Die Befragten hoben als besonders positiv die vorhandene Infrastruktur vor Ort hervor, ein Bewohner erklärt dies so: „Trotz Plattenbau viel Grünfläche und sehr vielfältig in Bezug auf Einkauf und Nahverkehr“. Die Lage der Wohnung sowie die Versorgung mit Kitas, Horten oder Ärzten erhielten ebenso gute Noten. Die Mehrzahl der Befragten lebt schon sehr lange in Kappel und empfindet das Wohngebiet als vertraut. Für die Lebensqualität vieler ist die Anbindung des Stadtteils an den Stadtpark und andere Naturflächen wichtig. Diese sind auch die beliebtesten Orte und Plätze der meisten Bewohner und spielen eine große Rolle für die Lebensqualität der Menschen.

Einen Mangel nehmen viele dagegen bei den Freizeiteinrichtungen wahr. Sie wünschen sich Ausgehmöglichkeiten, Freizeitangebote für Jugendliche sowie für Senioren. Auf die Frage, warum Menschen nicht gern in Kappel wohnen, wurde vermehrt auf eine Verschlechterung des Zusammenlebens und „Ärger mit den Nachbarn“ verwiesen. Im Vergleich zu 2014 wird der Stadtteil als etwas unsicherer, lauter und schmutziger gesehen, zugleich aber auch als weniger eintönig und jünger wahrgenommen.

Während 2014 einige Bewohner verlassene Gebäude als störend empfanden, tauchte diese Antwort 2021 in der Befragung gar nicht mehr auf. Es herrscht eine große Zufriedenheit bezüglich der durch den Rückbau von Wohngebäuden neu entstandenen Flächen. Die neuen Grünflächen werden nicht nur wertgeschätzt, viele Bewohner wünschen sich weitere Bänke, Begegnungs- und Treffpunkte für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen. So wünscht sich ein Bewohner „Gestaltungsmöglichkeiten ähnlich der Markersdorfer Oase. Viel Wasser, Tiere z.B. Goldfische“.

Die Mehrheit der Befragten fühlt sich über Stadtteilangelegenheiten gut informiert. Als maßgebliche Informationsquelle diente 2014 das Amtsblatt mit 70 Prozent der Nennungen, während es 2021 nur noch 34 Prozent der Nennungen ausmachte. Die Bedeutung der Stadtteilzeitung ist hingegen um sechs auf 22 Prozent gestiegen. Zu einem gewichtigen Teil informieren sich die Bewohner im Vergleich zur Untersuchung 2014 mittlerweile aber auch über das Internet und soziale Netzwerke. Das beliebteste Veranstaltungsangebot ist nach wie vor das Stadtteilfest. Darauf folgen die Mieterfeste, Ausstellungen und die Veranstaltungen der Begegnungsstätten.

Die zweite Forschungsgruppe interviewte sieben junge Menschen aus Kappel und Helbersdorf. Die von ihnen genutzten Räume und Orte beschreiben sie als überwiegend zufriedenstellend. Sie schätzen vor allem die vorhandenen Spielmöglichkeiten und Plätze in der Natur, wo sich Jugendliche in Gruppen treffen können. Orte des Zusammenseins mit Gleichaltrigen und Begegnungsorte stellen für die Jugendlichen einen wesentlichen Faktor dar, sich im Quartier wohlzufühlen und ein Gefühl von Sicherheit zu erfahren. Ein Befragter äußerte sich dazu so: “Ich glaube, wenn das UK hier Zumachen würde, dann war’s das mit den Kiddies hier.”

Einen Mangel sehen die Jugendlichen an ausreichend Straßenbeleuchtung in dunklen Ecken sowie an den wenigen Freizeitangeboten für junge Menschen. Sehr häufig wurde von den Jugendlichen angesprochen, dass sie sich unwohl fühlen, wenn sie sich an Orten aufhalten, an denen es Konflikte mit Drogen, Gewalt und Delinquenz gibt. Besonders als unsicherer Ort hervorgehoben wurde der sich in Rückbau befindliche Tunnel unter der Stollberger Straße in der Nähe des Südrings.

Drei Familien und ihre Einschätzung der Lebensbedingungen vor Ort standen im Fokus der dritten Gruppe. Insgesamt empfinden diese Kappel und Helbersdorf als lebenswerte Stadtteile und wohnen gern dort. Sie schätzen das günstige Mietniveau, das nachbarschaftliche Verhältnis und den grünen Charakter vor Ort. Grundsätzlich empfinden die interviewten Familien, dass alle benötigten Institutionen wie Kinderärzte, Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs, Kindertagesstätten und Schulen in der näheren Umgebung vorhanden sind. Sehr zufrieden sind die Befragten mit den Park- und Spielanlagen, allerdings wird bei einigen Anlagen die Sauberkeit bemängelt. Ein großer Wunsch besteht nach einem Gymnasium. Mehr Gastronomie wie Eisdielen und Cafes, zusätzliche Angebote für junge Menschen, mehr Sicherheit und weniger Verkehrslärm finden sich außerdem unter den Anliegen der Eltern.